Im Jahr 1900, als all die Gräuel, die von Deutschland ausgehend ganz Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch erfassen sollten, noch nicht geschehen waren, veröffentlichte der französische Philosoph Henri Bergson denn Essay „Le Rire“, der 1914 unter dem Titel „Das Lachen“ auch auf Deutsch erscheinen und zentral für die bildende Kunst und Literatur des Symbolismus werden sollte. In „Das Lachen“ entwirft Bergson eine Theorie des Komischen, das dieses vor allem aus seinen sozialen Bedingungen heraus zu erfassen versucht: Warum lachen Menschen über Bewegungskomik, über Situations- und Wortkomik? Welche Funktion erfüllen Lachen und Komik in einer Gesellschaft? Im dritten und letzten Kapitel seines Essays geht Bergson dabei auf „Charakterkomik“ ein, also auf die Frage, wann Charaktere als komisch empfunden werden:
„Es gibt, sagten wir, seelische Zustände, die uns bewegen, sobald wir ihrer gewahr werden: Freuden und Schmerzen, an denen wir teilhaben, Leidenschaften und Laster, die im Zuschauer schmerzliches Erstaunen oder Schreck oder Mitleid hervorrufen, kurz, Gefühle, die sich von Seele zu Seele übertragen. All dies gehört zum Wesen des Lebens. Alles ist ernst, bisweilen sogar tragisch. Erst wenn ein anderer Mensch uns nicht mehr beschäftigt, kann die Komödie beginnen. Und sie beginnt an dem Punkt, wo sich der Einzelne gegen das Leben in der Gemeinschaft sträubt – mit anderen Worten: bei der Versteifung.“ (Bergson: Das Lachen, S. 97f.)
Von einem solchen versteiften Charakter erzählt Dana von Suffrin in ihrem Debütroman „Otto“. Otto ist ein pensionierter Ingenieur, der nach einem langen Krankenhausaufenthalt als Pflegefall in sein Reihenhaus in einem Münchner Vorort zurückkehrt, wo er – weitgehend gesellschaftlich isoliert, da er kaum mehr lebende Freunde und Familienmitglieder hat, sich um soziale Kontakte aber auch nicht bemüht – mit einer ungarischen Pflegerin zusammenlebt und insbesondere seine beiden Töchter, Timna und Babi, tyrannisiert. Diese beiden einzig ihm familiär nahestehenden Menschen sind es ihm seiner Ansicht nach schuldig, sich ständig und unter Aufgabe ihres eigenen Lebens um ihn zu kümmern:
„Otto bat mich, sofort ins Krankenhaus zu kommen, denn er fühlte sich einsam, wir seien schließlich alles, was er habe, und was er habe, wolle er jetzt sofort. Ich sagte, Otto, bitte, ich habe auch ein Leben, und ich war doch gerade bei dir, keine Stunde ist das her, dass ich mich verabschiedet habe, aber er sagte nur, Timna, und seine Stimme war ganz schwach, und ich wusste, dass er weinte, und ich wusste nicht, ob er wirklich so traurig war (denn die Männer seiner Generation konnten eigentlich gar nicht weinen), oder ob er mich nur erpressen wollte, aber das war eigentlich auch egal, jedenfalls küsste ich Tann auf die Wange, der mir Du dumme Kuh! hinterherrief, und eilte zur Trambahn und fuhr ins Krankenhaus. Und als ich ankam, richtete Otto sich ein bisschen auf und sagte sehr laut: Stellen Sie sich vor, diese Rotznase da ist Doktor der Philosophie, mein Kind ist ein Doktor!, und die Schwestern, die damit beschäftigt waren, Plastikschläuche anzuschließen oder mit dem Zeigefinger Infusionsgläschen anzuschnippen, drehten sich um und lächtelten.“ (S. 15)
Otto ist völlig versteift und deswegen ein komischer Charakter, wie Bergson ihn beschreibt. Er ist geizig, hortet Dinge, die er weder braucht noch benutzt, pflegt Sozialbeziehungen, indem er Aktenordner über diese Personen anlegt (so beispielsweise über seine Ex-Frauen), schont die Wände seines Hauses, indem er Bilder nicht aufhängt, sondern sie an die Wand gelehnt aufstellt und spricht beim Essen gern über seinen Urin.
„Otto“ ist also ein Roman über einen alten Familientyrann und seine Töchter, die sich, in Sorge um den Vater und seinen Gesundheitszustand, von ihm tyrannisieren lassen. Und davon erzählt Dana von Suffrin mit einem melancholischen Humor, der nie herablassend oder bissig wird, und der ein bisschen an die Literatur der Neuen Sachlichkeit, an Irmgard Keun oder Mascha Kaléko, erinnert. Schon allein diese Erzählhaltung macht diesen Roman lesenswert, der gleichzeitig unfassbar traurig und komisch ist. Aber auch wenn es letztlich der Humor ist, der den Roman trägt, ist er nicht der einzige Aspekt, der diesen Debütroman besonders und lesenswert macht.
Beschädigtes Leben
Denn Otto ist nicht nur irgendein pensionierter Ingenieur. Er ist siebenbürgischer Jude und hat damit alle Phasen der antisemitischen Anfeindung, Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung erlebt: Die unter den Nationalsozialisten wie die unter den Kommunisten. Als dann die Familie, oder vielmehr das, was von der einst großen Familie übrig war, nach Israel ausgewandert ist, hat Otto als Soldat in den Kriegen dieses jungen Staates gekämpft, der eben bis heute weiterhin ständig in seinem Existenzrecht angegriffen wird, was zugleich einen bleibenden Angriff auf das Existenzrecht seiner Bevölkerung darstellt. Dass Otto kaum Kontakte zu Familienmitgliedern pflegt, liegt also nicht nur daran, dass er alt ist und viele seiner Familienmitglieder bereits verstorben sind, es liegt auch nicht nur daran, dass er eben ein kauziger alter Mann ist. Es liegt auch daran, dass Familienmitglieder der ehedem großen und reichen Familie ermordet worden sind:
„Das Leben war schwer, und man dachte, es würde immer so weitergehen: Manche werden geboren, sagte mein Vater, manche werden krank, manche haben Erfolg, manche nicht, manche heiraten, und manchmal bringen einen die Christen um, so lief das Leben.“ (S. 125)
Schließlich ist Otto nach Deutschland, in das Land der Täter, ausgewandert, und natürlich kann er eine Geschichte, die so von Gewalt und der ständigen Gefährdung des eigenen Lebens geprägt ist, nicht einfach hinter sich lassen:
„Mein Vater trug immer ein kleines, kunstledernes Handtäschchen, in dem er allerlei wichtige Dokumente verstaute. Darin befanden sich sein Personalausweis, sein Führerschein, zweifache Kopien unserer Ausweise, Kopien sämtlicher Geburtsurkunden und seiner Abschlusszeugnisse. All das war natürlich eine Vorsichtsmaßnahme, falls wir deportiert werden sollten. Das gab er aber nicht zu, Deutschland war für ihn nur heimlich das Land der Mörder; denn zugleich war es das Land, in dem, wie er sagte, so schnell keine Juden mehr ermordet werden sollten. Einmal reicht, Timna!“ (S. 29)
Die Familiengeschichte und die Geschichte des Antisemitismus durchziehen das Leben Ottos und damit auch das Leben seiner Töchter. Die grundlegende Sorge und das Gefühl des ständigen Bedrohtseins legt sich auch auf deren Leben, Antisemitismus und die Traumata der Elterngeneration sind eine Art Grundton, der sich durch deren Leben zieht, ähnlich wie dies bei einem der zwei Freunde, zu denen Otto noch sporadisch Kontakt hält, der Fall ist. Die traumatischen Erfahrungen antisemitischer Gewalt sind wie ein Ohrwurm, der ständig und in allen möglichen Situationen die Normalität durchbricht:
„Eisig hatte ich aus meiner Kindheit als schönen, stolzen Mann in Erinnerung, vor dem ich mich immer ein bisschen gefürchtet habe, seit er sich (wir saßen in einem Café in einer Tel Aviver Shoppingmall und tranken Eisschokolade) zu mir gewandt und mir erzählt hatte, dass seine erste Erinnerung an die Deutschen eine Begegnung mit einer Gruppe junger Nationalsozialisten in seinem siebenbürgischen Städtchen gewesen sei. Das war in der Nähe des Bahnhofs, und er habe sich schnell in einem Hauseingang versteckt, und sie hätten ihn auch nicht gefunden, aber das Lied, das sie brüllten, gehe ihm nicht aus dem Kopf. Mir fällt es manchmal ein, sagte er. Wenn ich aufstehe, oder wenn ich im Auto sitze oder wenn ich mit meinen Enkelkindern am Spielplatz bin. Eisig sag mich aus seinen wässrigen blauen, ein bisschen preußisch anmutenden Augen an (solche Augen hatte Bismarck auch), und dann zischte er den Refrain des Liedes, und sein Deutsch war nun gar nicht mehr schleppend und schwerfällig: Ju-den-blut-auf-Messer-spi-tzen. Ich blickte ihn erschrocken an, aber er hatte sich schon weggedreht und mischte sich in das Gespräch zwischen seiner Frau und Otto ein.“ (S. 193f.)
Auch diese Grundhaltung dem Leben gegenüber, die von ständiger unterschwelliger Sorge und Angst um sich und die nahestehenden Menschen geprägt ist, sorgt dafür, dass die Töchter sich verpflichtet fühlen, sich um den Vater zu kümmern, auch wenn sie dafür ihr eigenes Leben aufgeben und sich von ihm beschimpfen lassen müssen. Verschärft wird diese Haltung sicherlich noch dadurch, dass auch die bereits verstorbene Mutter keinen Halt für die beiden Mädchen gegeben hat – sie war Alkoholikerin, und so mussten die Schwestern schon früh Verantwortung für ihre Eltern übernehmen.
„Auch Babi und ich waren greise Kinder gewesen, ganz alte Menschen in Micky-Maus-Kleidern, die zu viel ahnten vom Gang der Welt und von den Dingen, die hinter jedem Jahr lauerten, denn auch wenn alle Erwachsenen immer nur Andeutungen machten, hatten wir begriffen, dass unsere Familie viel zu klein war, dass uns überall der Tod nachstellte, dass nichts zusammenpasste; und dann waren aus greisen Kindern einfach kindische Erwachsene geworden.“ (S. 55)
Keine Geschichte
Besonders und lesenswert ist der Roman nun nicht nur wegen dieser Konstellation und seinem Humor – sondern auch aufgrund seiner konsequenten Form. Denn tatsächlich trägt hier vorwiegend der Humor, die Erzählweise den Lesenden, und zwar auch deswegen, weil der Roman keinen Plot hat, der tragen könnte. Es gibt keine Zusammenhänge, keine Handlung, keine Figurenentwicklung. Es gibt keine Geschichte.
Dabei wird aber durchaus deutlich, dass die Figuren eine Geschichte haben und sich verändert haben. Otto war einmal anders, er war einmal ein junger, entschiedener, eigenständiger Mann. Davon wird erzählt. Und diese Erzählungen stehen neben denen von der Gegenwart, in der Otto nicht so ist. Dana von Suffrin lässt ihre Erzählerin Timna ständig Geschichte und Gegenwart in kleinen Einzelerzählungen, eigentlich in Anekdoten, assoziativ nebeneinander stellen. Aber zwischen Geschichte und Gegenwart herrscht kein kausaler Zusammenhang. Das eine erklärt das andere nicht. Alles liegt zerbrochen nebeneinander.
Diese Form des Erzählens übernimmt die Erzählerin dabei von Otto, denn Ausgangspunkt ihres Erzählens von der Familiengeschichte ist, dass Otto sie „schön bittet“, die Familiengeschichte aufzuschreiben – wobei „schön bitten“ bedeutet, dass Otto erheblichen Druck aufbaut und seine Tochter eigentlich emotional erpresst. Als sie schließlich versucht, seiner Bitte nachzukommen, sich mit ihm zusammensetzt und aus einzelnen Anekdoten eine Geschichte zu formen sucht, scheitert das schon daran, dass Otto keine Zusammenhänge herstellt: Er erzählt, was ihm so einfällt, springt hin und her, und einzig die Geschichte vom Kennenlernen der Großeltern ergibt wirklich eine Geschichte:
„Das war sie also, die schönste, anrührendste und lehrreichste Geschichte, die meine Familie überliefert hatte. Gleichzeitig war sie leider auch eine der wenigen Geschichten mit einem Anfang und einem Höhepunkt und einem Ende und wohl die einzige, die Otto zusammenhängend zu erzählen vermochte.“ (S. 98)
Alle anderen Anekdoten sind das nicht: Sie haben keinen Verlauf, sie sind nicht anrührend – eher oft: bedrückend – und vor allem sind sie eins nicht: lehrreich. Was soll man lernen aus einem beschädigten Leben, welche Lehre soll man daraus ziehen, wenn Verwandte in Gaskammern gestorben sind? Es gibt keine Lehre und keinen Sinn, solchen Widerfahrnissen einen Sinn, eine Lehre und einen Zusammenhang einzuschreiben ist unmöglich. Man kann die Geschichte dieser Familie nicht als Geschichte erzählen, schon gar nicht als tragische Geschichte. Friedrich Dürrenmatt schrieb 1955 in „Theaterprobleme“ diese berühmt gewordene Passage, freilich von einem anderen Standpunkt aus als dem einer Person, die Opfer antisemitischer Verfolgung geworden wäre:
„Die Tragödie setzt Schuld, Not, Mass, Übersicht, Verantwortung voraus. In der Wurstelei unseres Jahrhunderts, in diesem Kehraus der weissen Rasse, gibt es keine Schuldigen und auch keine Verantwortlichen mehr. Alle können nichts dafür und haben es nicht gewollt. Es geht wirklich ohne jeden. Alles wird mitgerissen und bleibt in irgendeinem Rechen hängen. Wir sind zu kollektiv schuldig, zu kollektiv gebettet in die Sünden unserer Väter und Vorväter. Wir sind nur noch Kindeskinder. Das ist unser Pech, nicht unsere Schuld: Schuld gibt es nur noch als persönliche Leistung, als religiöse Tat. Uns kommt nur noch die Komödie bei.“ (Dürrenmatt: Theaterprobleme, S. 48)
Umgekehrt, doch ähnlich verhält es sich für Otto und seine Familie. Auch sie wurde mitgerissen, blieb in Rechen hängen, und selbstverständlich ist ihnen all dies ohne jedes Verschulden angetan worden. Es gibt keine Gründe dafür, warum sie heute sind, wie sie sind – es ist ihnen passiert. Davon kann man nicht mehr zusammenhängend erzählen, nur anekdotisch und nur grotesk. Auch Timna ist Kindeskind, sie hat das Pech, in das gebettet zu sein, was ihrer Familie angetan wurde: „Ich sagte, Tann, wie seltsam, wir sind Kinder, und wir bleiben Kinder von Kindern.“ (S. 106)
Die Funktion des Komischen, und darauf weist Dürrenmatt 1955 hin, hat sich durch die Zeit des Nationalsozialismus für die Kunst grundlegend verändert. Henri Bergson ging in „Das Lachen“ 1900 noch davon aus, man lache über Charakterkomik, also über den einzelgängerischen Charakter, der versteift außerhalb der Gesellschaft seinen Weg geht, um ihn wieder in die Gemeinschaft zu integrieren, um ihn (und durch ihn: den Rezipienten von Kunst) zu erziehen:
„Das Lachen ist dazu da, den Einzelgänger zurückzuholen und aus seiner Zerstreutheit zu wecken. […] Nicht anders verfährt die eigentliche, die große Gesellschaft. Sie zwingt jedes ihrer Glieder, auf seine Umgebung zu achten, sich ihr anzupassen und zu vermeiden, daß es sich in seinen Charakter zurückzieht wie in ein Schneckenhaus. […] Da nun das Lachen für den, dem es gilt, immer ein wenig demütigend ist, kann man es als eine wahre soziale Züchtigung betrachten.“ (Bergson: Das Lachen, S. 98)
Aber welche Funktion erfüllt das Komische für die, die nicht mehr weiter gedemütigt werden können, und für eine Gesellschaft der Täter, in die eine Integration weder sinnvoll noch möglich ist? Für Dürrenmatt eben diese: Durch das Komische kann dargestellt werden, was anders nicht mehr dargestellt werden kann. Das Komische erzieht nicht mehr, sondern es deckt auf, wie zerbrochen historischer Sinn ist.
Und so hat Dana von Suffrin ihren Roman „Otto“ geschrieben: Komisch, traurig, assoziierend anekdotisch. Weil sich diese Familien„geschichte“ nicht anders erzählen lässt. Wenn die Familie Pessach feiert, so können die Töchter vom Exodus des jüdischen Volkes aus Ägypten nur noch als Parodie erzählen (S. 202f.). Otto kauft sich schließlich ein Haus, einen völlig gesichtslosen Neubau, weil er einen Ort will, der frei ist von Geschichte (S. 182). Timna weiß, was die Folge von Ottos Tod wäre: „So viele kleine Dinge, die keine Erzählung ergeben und gereiht keinen Sinn, würden nicht mehr passieren.“ (S. 207) Denn es ist allein seine physische Präsenz, die diese Dinge zusammenhält – nicht ein Sinn, ein Plot, eine kausale Entwicklung zwischen diesen Dingen. Das zu lesen ist irritierend für den Leser, aber diese Irritation ist so konsequent wie notwendig.
Und Timna resümiert: „meine Familie war nicht bedeutend, und meine Geschichte war es nicht. Nichts davon verdiente eine Gedenkstätte.“ (S. 229) Und nimmt damit die einzige Erzählposition ein, die man angesichts des Erzählten und angesichts gesellschaftlicher Entwicklung im weiteren 20. und beginnenden 21. Jahrhundert vielleicht noch einnehmen kann: Die einer Erzählenden, die weiß, dass sie nichts mehr erzählen kann, weswegen ihr alles im Erzählen zerfällt.
„Zerfallen ist die Identität der Erfahrung, das in sich kontinuierliche und artikulierte Leben, das die Haltung des Erzählens einzig gestattet. Man braucht nur die Unmöglichkeit sich zu vergegenwärtigen, daß irgendeiner, der am Krieg teilnahm, von ihm so erzählte, wie früher einer von seinen Abenteuern erzählen mochte. Mit Recht begegnet die Erzählung, die auftritt, als wäre der Erzähler solcher Erfahrung mächtig, der Ungeduld und Skepsis beim Empfangenden. Vorstellungen wie die, daß einer sich hinsetzt und ‚ein gutes Buch liest‘, sind archaisch. Das liegt nicht bloß an der Dekonzentration der Leser, sondern am Mitgeteilten selber und seiner Form. Etwas erzählen heißt ja: etwas Besonderes zu sagen haben, und gerade das wird von der verwalteten Welt, von Standardisierung und Immergleichheit verhindert. Vor jeder inhaltlich ideologische Aussage ist ideologisch schon der Anspruch des Erzählers, als wäre der Weltlauf wesentlich noch einer der Individuation, als reichte das Individuum mit seinen Regungen und Gefühlen ans Verhängnis noch heran, als vermöchte unmittelbar das Innere des Einzelnen noch etwas: die allverbreitete biographische Schundliteratur ist ein Zersetzungsprodukt der Romanform selber.“ (Adorno: Standort des Erzählers im zeitgenössischen Roman)
Hier liest Dana von Suffrin zehn Seiten aus „Otto“.
Das Buch wurde mir vom Verlag unverlangt als Rezensionsexemplar zugesandt, vielen Dank dafür.
Auch hier noch mal ein großes Dankeschön – ohne diese kluge Besprechung hätte ich es wohl nicht oder nicht so schnell gelesen. Merci! LG, Bri
❤️❤️❤️